Rudolf Macho: Tempel der Genüsse

Rudolf Macho führt in Hoheneich bei Gmünd einen bemerkenswerten kleinen Laden, der dem grassierenden Greißlersterben am Lande trotzte und in den letzten Jahren mit viel Liebe und Hingabe zu einem Geheimtipp für Freunde guten Essens und erlesener Weine wurde.

Als Wallfahrtsort besitzt Hoheneich jahrhundertelange Tradition, die bis zum heutigen Tag lebendig geblieben ist. Schräg gegenüber der zur geistigen Einkehr einladenden barocken Kirche befindet sich am herrlich gepflegten Marktplatz ein kleiner, aber feiner Tempel, gespickt mit weltlichen, lukullischen Genüssen: Rudi’s Käs’eck & Vinothek.

Nach außen hin wirkt der Laden eher unscheinbar. Wie ein kleines Geschäft am Dorfe eben aussieht. Blickt man jedoch hinter diese biedere Fassade und lässt den ersten Regalgang mit Artikeln des täglichen Gebrauchs hinter sich, eröffnet sich dem Betrachter eine andere Welt. Ein Mikrokosmos für Gourmets, Genießer und all jene, die Essen und Trinken nicht bloß als notwendige Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit verstehen. In diesem, mit Vitrinen und Flaschengestellen gesäumten, auf den ersten Blick leicht chaotisch wirkenden Reich steht der stets freundliche Besitzer Rudolf Macho seinen Kunden mit Rat und Tat zur Seite. Unterstützt wird er dabei von Ehefrau Eva und Feinkostfachverkäuferin Michaela Preisinger.

Der heute 55-Jährige machte, auf seine Anfänge gefragt, in einer Schremser Greißlerei eine Lehre und arbeitete hernach in einer Fleischhauerei. Dort wurde der Grundstein für jenen Enthusiasmus gelegt, mit dem er in späteren Zeiten seine Visionen verwirklichte. Nach dem Präsenzdienst wechselte er für etwa sechs Jahre das Metier und ging in den Fotohandel. Seinen angestammten Lehrberuf als Lebensmittelkaufmann vergaß er in diesem Abschnitt seines Lebens jedoch nie und als das Kaufhaus Fuchs in Hoheneich geschlossen wurde, wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit. Fast dreißig Jahre ist das nun her.

Macho musste sich seitdem den stetig wechselnden Anforderungen in dieser hart umkämpften Branche stellen. Denn als bloßer Nahversorger und Post-Partner waren und sind die Überlebenschancen gering. Viele haben das bereits erfahren müssen. Um der Übermacht der Supermarktketten etwas entgegensetzen zu können, wurde das Geschäft nach und nach zu einem Feinkostladen umstrukturiert.

 

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Der pfiffige Unternehmer nutzte die verbliebenen Nischen am Lebensmittelsektor und nahm Frischfisch in sein Sortiment auf, das seitdem auf Kundenwunsch von Austern bis zum Zander reicht. Als nächsten Schritt auf einem vom Mainstream abgegrenzten Weg, ließ sich Rudolf Macho zum diplomierten Wein- und Käsesommelier ausbilden und konnte sich so als Spezialist am Markt gegenüber der Konkurrenz und bei der Kundschaft behaupten. „Meine ganz persönliche Lebensqualität ist in diesen Jahren gestiegen und es macht mir unheimlich Freude, Leuten aus nah und fern hochwertige Produkte zu präsentieren“, schließt er diesen Rückblick auf die Vergangenheit ab.

Eine konstante Größe im Laden von Rudolf Macho ist stets beste Qualität, auf die bereits bei der Beschaffung der Waren penibel Wert gelegt wird. Nur renommierte Lieferanten und Erzeuger schaffen es ins – gegenüber den Konzernen zwar schmale, in den Hauptbereichen Wein und Käse aber bemerkenswert tiefe – Sortiment. Billige Massenprodukte sucht man hier vergebens. Was aber keineswegs zum Umkehrschluss verleiten sollte, in Rudi’s Käs’eck & Vinothek würde nur das teure Preissegment bedient. Mitnichten!
Wer nach Produkten einer bestimmten Güte verlangt, muss sich auch über deren Wert bewusst sein. Nicht mehr und nicht weniger. Diese kurze Prämisse drückt sich in der ganzen Philosophie dieses kleinen Geschäftes und dessen Betreiber aus.

Will man einen nachhaltigen Eindruck von hier mitnehmen, dann sollte man das Augenmerk auf die zahlreichen Weinflaschen richten, die in hohen Regalen ebenso wie auf niedrigen Tischchen oder einfach zwischen dazupassenden Produkten drapiert sind. Am Weinsektor ist der Inhaber, wie dieses Bild ausdrückt, besonders umtriebig und pflegt hierbei zahlreiche Partnerschaften zu Winzern in unterschiedlichen, heimischen Weinbaugebieten. Macho wäre nicht Macho, wenn ihn auch hier nicht ein besonderes Merkmal auszeichnen würde. Denn der Kunde kann sowohl online aus einem beträchtlichen Angebot Weine aus aller Welt bestellen, wie auch direkt vor Ort. Ganz nach Vorliebe und Gusto. Der Chef ist stets darum bemüht, jeden individuellen Wunsch adäquat zu erfüllen.

Persönlich ist Rudolf Macho Weißwein-Fan. Wenn es aber einmal Rotwein sein soll, dann tendiert er zu Erzeugnissen aus Spanien, die sich in der Regel durch Dichte und Komplexität auszeichnen. Auf dieses Thema angesprochen, gerät er dann auch ins Schwärmen: „Österreich ist, was Weißwein betrifft, qualitativ gesehen weltweit führend. Das bestätigen viele namhafte internationale Weinjournalisten, worauf wir sehr stolz sein können.“

Das Käseangebot im Haus ist nicht weniger üppig als das Weinsortiment, das zu einem großen Teil in einem separaten Keller gelagert wird. Nationale und internationale Spezialitäten zieren die aufwendig und liebevoll gestaltete Vitrine. Bei den Kunden besonders beliebt sind Hartkäse aus Vorarlberger Sennereien und französische Weichkäse. Schwerpunktgebiete bei den regelmäßigen Verkostungen im Geschäft sind Frankreich und Spanien.

Zudem gibt Rudolf Macho bei seinen Abendveranstaltungen im nahen Saal der Raiffeisenbank mit fachlich fundierten Vorträgen Einblicke über Herkunft und Verarbeitung seiner Wein- und Käseangebote. Lieblingsregion des Sommeliers ist im Übrigen die Wachau, der er sich sehr intensiv von der Vergangenheit bis zur heutigen Angebotsvielfalt widmet. Geht man einige Schritte weiter und begibt sich an die einladend ausgelegte Feinkosttheke, stechen dem Betrachter sofort ausgefallene Pasteten und köstliche Schinkenspezialitäten ins Auge. Je nach Jahreszeit und anstehenden Feiertagen wechselt hier die Vielfalt des Angebots.

 

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Große Bedeutung haben für den Ladenbetreiber auch regionale Erzeugnisse. Allen voran natürlich die Waldviertler Erdäpfel, die direkt vom Biobauern aus der Genussregion bezogen werden. Mohnprodukte, Teigwaren, Biomilch und hochwertiger Birnenmost sind weitere Schmankerl, die ohne lange Beschaffungswege auf den geneigten Kunden im Geschäft warten. Frisches Brot und Gebäck von Produzenten aus dem direkten Umfeld runden dieses Potpourri ab. „Wer heutzutage glaubt, minderwertige Ware als Markenprodukt ausgeben zu können, ist auf dem Holzweg. Der Konsument, der informierte Endverbraucher, lässt sich da nicht täuschen. Darum gehe ich unbeirrt meinen Weg weiter. Immer die Qualität des Sortiments und meine eigenen Ansprüche im Auge behaltend.“

Umfangreich ist auch das Service, das Rudolf Macho seiner Kundschaft angedeihen lässt. Angefangen vom Catering über Feinkostplatten, Brötchen und modern gestaltete, themenbezogene Geschenkkörbe bis hin zur ausgedehnten Weinbegleitung bei Festen und Feiern inklusive kostenlos zur Verfügung gestellten Gläsern. Für ältere und gebrechliche Menschen gibt es im Ort bei Bedarf auch die Möglichkeit der kostenlosen Hauszustellung. Größere Weinbestellungen werden im Umkreis von 20 Kilometern ebenfalls ohne Aufschlag geliefert.

Ein besonderes Highlight ist der Kunden-Newsletter (anzufordern unter rmacho10@hotmail.com), der einmal wöchentlich ausgeschickt wird. Hier kann man aus einer Fülle an Fisch- und Fleischspezialitäten auswählen und wenige Tage später die frische Ware im Geschäft abholen. Vom Schwertfisch bis zum französischen Federvieh, vom Wildlachs bis zum argentinischen Hüftsteak reicht diese ständig wechselnde Angebots-palette, die von einem zuverlässigen Partner des Hauses Macho bedient wird.
Nachdem der umtriebige Geschäftsmann und Lebensmittelliebhaber im Jahr 1998 mit dem Käse-Kaiser für die schönste Käsevitrine Österreichs ausgezeichnet wurde – was ihm zusätzliche Motivation und Antrieb für seinen Beruf und seine Leidenschaft gab -, wurde Rudolf Macho selbst für die Durchführung von Geschäftsbewertungen herangezogen und konnte sich zudem als staatlich geprüfter Koster etablieren, dessen Urteil seit einigen Jahren bei vielen Veranstaltungen gefragt ist.

„Geschmackstests zu machen kann man nur bis zu einem gewissen Grad erlernen. Der Rest ist Begabung. Ein Selbstläufer ist so eine Funktion natürlich nicht, da man bei Fehlern oder Abweichungen zum Gesamtergebnis ziemlich rasch wieder als Koster aussortiert wird“, gibt er einen kurzen Einblick in seine Funktion als Weinjuror. Nebenbei ist der ausgewiesene Fachmann auch Prüfer und Trainer am WIFI im Bereich Käse, wo er sein Wissen an Auszubildende weitergibt. Mit Stolz weist er darauf hin, dass Tochter Marina schon in die Fußstapfen des Vaters tritt und bereits Diplome als Käsekennerin und Jungsommeliere erhalten hat.

Ein besonderer Event erwartet Freunde des guten Geschmacks zu Beginn der Adventszeit mit der Verkostung französischer Spezialitäten wie Brie oder Edelschimmelkäse. Zudem kann gerade für Weihnachten alles vorbestellt werden, was zu einem gelungenen Fest einfach dazu gehört und auf keiner Tafel fehlen sollte.

Rudolf Macho, der nicht als simpler Greißler, sondern als Feinkosthändler am Puls der Zeit verstanden werden will, schuf mit seinem Laden in Hoheneich ein wahres Kleinod, eine Institution für Anhänger des Slow-Food und alle, die diese Lebensart kennenlernen möchten. Und zwar auf sympathische, liebenswürdige Weise, die nicht belehren, nicht missionieren und nicht mit erhobenem Zeigefinger auftreten will. Sondern einfach nur ein Türchen in eine Welt öffnet, die es wert sein sollte, etwas näher betrachtet zu werden.

Spezielles Augenmerk wird in Rudi’s Käs’eck & Vinothek selbstredend auf den Kunden gelegt. Freundliche Ansprache, fachlich kompetente Beratung und ein kleines Schwätzchen sind Grundpfeiler der Kommunikation im Laden. Morgens trifft man sich im kleinen Kreis zum Kaffee, zur Mittagszeit holen Arbeiter ihre Jause ab und gegen Abend spendiert schon einmal der eine oder andere örtliche Würdenträger ein Fläschchen Wein in gemütlicher Runde.

Den typischen Kunden gibt es in diesem Geschäft eigentlich nicht. Ob Einheimischer oder Tagesausflügler, ob Werktätiger oder Pensionist, ob Hausfrau oder Bankstellenleiter — jeder, der sich den Alltag ein wenig verfeinern möchte, wird hier fündig. Ein unvoreingenommener Blick auf die Dinge genügt schon. Und vielleicht ein wenig Lust, sich auf etwas Neues, nicht stetig Wiederkehrendes einzulassen.

Aus der Wald4tlerin Winter 2014 | Text: Michael Koller | Fotos: Michael Koller, René Dippold
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