Woidviadla Schmäh – Claudia Sadlo

Sie sieht ein bisserl aus wie ein Mensch gewordener Engel. Einer, der kein Wässerchen trüben kann. Doch wehe, wenn sie (auf eine Bühne) losgelassen – da wird Claudia Sadlo zur Flutwelle und kein Lachmuskel ist mehr vor ihr sicher.

Sie ist schon seit geraumer Zeit nicht mehr zu übersehen. Wer wie wir stets ein Auge auf die Eventlocations der Region hat, stolpert immer öfter über ihren Namen. Claudia Sadlo, der neue Stern am österreichischen Kabaretthimmel, kommt aus Eisgarn, wo sie als Nesthäkchen in eine Beamtenfamilie geboren wurde. Es folgten schulischer Schwerpunkt Tourismus mit Punktlandung nach einigen Testläufen in der Gastronomie als Wirtin im heimatlichen Stiftskeller.

„Schmäh geführt hab ich immer schon gern“, sagt sie über sich selbst und dass sie Menschen auch oft zum Lachen brachte. Während ihrer Wirtinnen-Ära war das nicht nur von Vorteil, sondern auch eine „Schauspielausbildung der besonderen Art“. Drei Jahre hat sie durchgehalten, die Matura nachgeholt, doch dann wurde ihr die Welt in der Marktgemeinde mit ihren knapp 700 Bewohnern letztlich doch zu eng. Und obwohl sie eigentlich nie vorhatte nach Wien zu gehen, war es dann doch genau der Abstand zur Heimat, den sie brauchte. Lange währte diese Auszeit ohnehin nicht, längst ist Claudia Sadlo wieder im Elternhaus eingezogen.

Reicht der Schmäh fürs Kabarett?

Und doch – manchmal braucht es einfach einen Tapetenwechsel, andere Perspektiven, damit etwas Neues entstehen kann. So auch hier. Denn als im Juni 2012 im Waldviertler Hoftheater ein Kabarett- und Comedy-Wettbewerb ausgeschrieben wurde, wollte es die Newcomerin wissen. Ist ihre komödiantische Ader ausgeprägt genug, um damit öffentlich durchzustarten? Und wie fühlt es sich an, auf der Bühne vor vielen und fremden Menschen zu witzeln? Geradezu todesmutig warf sie sich in dieses Abenteuer – immerhin lauschten damals rund 150 Menschen ihrem Debüt. Mit ihrer authentischen Darbietung begeisterte sie dabei nicht nur das Publikum vom Fleck weg, sondern wusste vom ersten Augenblick an (sobald sie sich an die blendenden Scheinwerfer gewöhnt hatte), dass sie dieses Feeling nicht mehr missen möchte. „Des woa genau meins!“

Die Energiewelle, die da vom Publikum auf die junge Frau strömte, verblüffte sie mindestens ebenso, wie der große Zuspruch, den sie für diese Premiere erfuhr. Und wenngleich sie dadurch natürlich sehr ermuntert wurde, dauerte es doch noch ein Randl, bis die Sache so richtig in die Gänge kam. „Ich war damals ja noch vierzig Stunden im Büro tätig und da blieb eigentlich keine Zeit, mir zu überlegen, wie ich weitermachen könnte.“ Im Jahr darauf erhielt Claudia Sadlo dann ein Angebot als Voract einer Veranstaltung, und obwohl sie immer noch kein eigenes Programm hatte, war ihre Improvisation wieder sehr erfolgreich. Woraufhin die aufstrebende Komödiantin beschloss, nicht länger auf Fügungen zu warten, sondern die Sache in die Hand zu nehmen.

Schlag auf Schlag

Im Februar 2014 nahm sie an ihrem ersten Wettbewerb teil, den sie auch prompt gewann und damit als Preis einen Solospielabend. Und da wurde die Sache aber auch schon richtig ernst, denn jetzt war Schluss mit dem locker-aus-der-Hüfte-Improvisieren: „Kann ich in 24 Tagen ein Kabarett-Programm schreiben, mir das auch merken und in abendfüllender Länge – jedoch kurzweilig – darbieten und das Publikum begeistern?“

Gleich vorweg: Sie konnte! Und zwar nicht nur das, sondern noch eine ganze Menge mehr. Schon zwei Monate später stand sie im Finale beim Grazer Kleinkunstvogel auf der Bühne, kurz darauf machte sie bei der Kabarett Talente-Show im Casino Baden mit, im März des darauffolgenden Jahres gewann sie den Kabarett-Wettbewerb Milchkanne in Wien und im Mai 2015 ging sie abermals als Gewinnerin beim Open House im Theater am Alsergrund hervor.
Claudia Sadlo gewann dann auch noch die Vorrunde der Talente-Show in Baden und wurde in Bayern bei der Schnellertshamer Heugabel Finalistin auf Platz drei. Im vergangenen November gewann sie den Schmähtterling in Bruck an der Leitha. Und das Jahr 2016 begann ebenfalls gut für die Newcomerin: Beim ersten Simmeringer Kulturfleckerlteppich wurde sie Zweite und auch bei der Goldenen Palette in Bi-samberg witzelte sie sich ins Finale.

Müssen, dürfen, sollen, können

Seit 2014 ist Claudia Sadlo nun mit ihrem ersten eigenen Kabarettprogramm auf den österreichischen Bühnen zu sehen. Die zahlreichen Wettbewerbe und die Preise, die sie bislang einheimsen konnte, sind für junge Talente unverzichtbar. Denn nur so können sie sich überhaupt sichtbar machen und dadurch das eine oder andere Engagement ergattern.

Mit ihrem Programm „müssen, dürfen, sollen, können“ hat die Newcomerin jedenfalls den Lachnerv des Publikums genau getroffen. Wenn sie – in authentischem Waldviertlerisch – Alltagsgeschichten erzählt von Laufmaschen durch raue Fersen, rutschiger Satinbettwäsche und Fußpflegegutscheinen zum Geburtstag, ist ihr der Applaus sicher.
Politisch wird der aufstrebende Comedystar nicht. „Das interessiert mich nicht und außerdem ist es eigentlich heutzutage eh eher traurig“, aber ein Seitenhieb auf das ORF-Programm ist allemal drin.

Den Bürojob hat Claudia Sadlo mittlerweile an den Nagel gehängt. „Man kann sich nicht auf zwei Seiten gleichzeitig engagieren, oiso probier ich es jetzt einmal.“ Außerdem kommt mit dem wachsenden Erfolg jetzt auch schon einiges an administrativer Arbeit auf die junge Künstlerin zu.

Und natürlich musste sich das Jungtalent um Auftritte bemühen. „Doch jetzt kommen auch immer mehr Anfragen, was natürlich der Wahnsinn ist!“, freut sie sich über zunehmend gute Auslastung. Besonders auch über Engagements im Waldviertel, wo sie schon einige tolle Auftritte hatte. „A bissl nervöser bin ich da schon immer, weil mich halt hier viele auch privat kennen“, grinst sie ein wenig verlegen, obwohl sie ja eigentlich ihren erfolgreichen Einstieg der Begeisterung des heimatlichen Publikums verdankt.

Weiter geht’s: Vo nix kummt nix

Nachdem sich ihre Karriere so erfreulich entwickelte, wurde es nun Zeit für ein neues Programm. Und dabei machte sich gleich auch eine neue Erfahrung breit: Schaffe ich es wieder, witzige Geschichte und gute Pointen zu bringen? „… und es entsteht dann plötzlich der Druck, es beim nächsten Mal vielleicht sogar noch besser zu machen …!“

Man darf also gespannt sein, denn schon am 23. November war Premiere des neuen Kabarettprogramms von Claudia Sadlo. „In Wien, weil da kennen’s mich noch nicht so gut. Erst wenn’s do guat ankummt, geh ich ins Woidviadl damit“, zeigt sie gehörigen Respekt vor der Waldviertler Zuhörerschaft.

Treu bleibt sie auch diesmal den kleinen Geschichten aus dem ganz alltäglichen Leben, gewürzt mit ihren Pointen, die ganz ungekünstelt und natürlich aus ihr heraussprudeln. In der heimatlichen Mundart, die mittlerweile schon zu ihrem Markenzeichen geworden ist.

Gutes tun

Besonders schön ist es, wenn sich Künstler –vor allem schon in den Kinderschuhen ihrer Karriere – für Benefizprojekte engagieren. Claudia Sadlo tut das, zusammen mit vielen jungen, aber auch namhaften Kollegen und hat dazu im Vorjahr Comedy 4 Refugees ins Leben gerufen.

Im vergangenen Dezember fand da im Schutzhaus zur Zukunft auf der Wiener Schmelz die Premiere der Charity-Veranstaltungsreihe Comedy 4 Refugees statt. Claudia Sadlo organisierte dafür Künstlerkollegen, allen voran Viktor Gernot, Rudi Schöller, das Kabarettistinnen-Duo Astrid Aschenbrenner und Patrizia Wunderl und „Tricky Niki“ Nikolas Sedlak.
Sie selbst moderierte die vier mitreißenden Acts, die die rund 250 Zuseher eineinhalb Stunden lang zum Lachen brachten. Dank der Unterstützung dieser Künstler und des Schutzhaus-Teams konnte ein Reinerlös von mehr als 4.100 Euro an die Hilfsorganisation ADRA übergeben werden, die über ihr internationales Netzwerk Menschen in Katastrophensituationen unterstützt. „Die aktuelle Flüchtlingssituation hat mich nachdenklich gemacht. Auch wenn viele Menschen sich darüber aufregen und Angst haben, dass sie auf die eine oder andere Art darunter leiden – jetzt sind sie halt schon da und jetzt sollten wir das Beste draus machen“, so Claudia Sadlo.

„Wichtig ist, dass wir uns klarmachen, woher diese Angst kommt, um ihr ihre Kraft zu nehmen. Denn auch wenn wir unsicher sind, können wir anderen Menschen die Hand reichen.“ Vor allem da, wo es um Integration geht – heraus aus den Flüchtlingslagern in Wohnungen und Jobs, in die Gesellschaft, um Deutschkurse und Begleitung im Alltag – möchte die Kabarettistin helfen. Deshalb wird es von Comedy 4 Refugees auch heuer im Dezember wieder einen Charity-Event im Schutzhaus geben. Na bitte, es ist eben nicht alles so witzig im Leben einer Spaßmacherin wie das neue Programm. Das müssen, dürfen, sollen, können Sie sich aber unbedingt mal ansehen!

Winter 2016