Wein aus Frauenhand: Maria Graf-Faltl

Wenngleich natürlich regionstypisch auch am Weingut Graf-Faltl der Grüne Veltliner regiert, hängt das Herz der Winzerin schon auch ganz besonders am Chardonnay. Ist ihr doch mit der edlen Weißweintraube ihr Einstand so gut geglückt.

Denn der Herr Papa war mit seinem Grünen Veltliner-Weingut ganz zufrieden und den neumodischen Ideen der Tochter gegenüber, die grade frisch von der Weinbauschule kam, nicht so aufgeschlossen. „Aber Chardonnay kam damals gerade so in Mode und ich wollte ihn unbedingt auspflanzen“, erzählt Maria Graf-Faltl von ihren Anfängen, in denen sie sich als junge Frau beim Vater behaupten musste. Dass dann just der Chardonnay vom Magazin „A la carte“ Bestnoten erhielt, war für die Jungwinzerin natürlich eine besondere Freude.

1993 hat Maria Graf-Faltl dann die Zügel im elterlichen Weingut übernommen. Schon seit 1890 ist das Winzerhaus im Weinort Stratzing im Familienbesitz, dessen Wurzeln aber gar bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Wer hier im Koststüberl die Weine probiert, kann sich am alten Gewölbe mit seinen historischen Renaissancerosetten erfreuen.

War der Weinbau hier einst Teil der gemischten Landwirtschaft, hat sich die fesche Winzerin aber ganz auf die Bewirtschaftung der sechseinhalb Hektar Rieden konzentriert. Von Lagen wie Kremser Sandgrube und Satzen bringt sie ganz wunderbare Tropfen in die Flaschen, die nicht nur von Weinfreunden und Kunden gelobt werden, sondern auch schon mehrfach mit Prämierungen ausgezeichnet wurden.

Auch weiterhin liefert Maria Graf-Faltl einiges Traubenmaterial an die Winzergenossenschaft. „Wir sind ja ein sehr kleines Weingut, um die gesamte Ernte selbst zu verarbeiten fehlt mir ehrlichgesagt hier auch der Platz“, schmunzelt die charmante Weinbäurin und ist froh, auf diese Weise mit der Bewirtschaftung der Weinbaufläche alleine zurechtzukommen. „Wir machen alles selbst – mein Mann und meine beiden Töchter helfen natürlich immer mit, wenn Not am Mann ist, aber darüber hinaus brauche ich kein zusätzliches Personal.“

Die Arbeit in den Weinbergen liebt die Winzerin sehr, denn die Pflege der Reben unter freiem Himmel, die Stille ringsum und die Kraft der Natur erlebt sie als perfekte Entspannungstherapie. Fragt man sie allerdings nach dem liebsten Bereich ihrer vielfältigen Arbeiten, dann antwortet Maria Graf-Faltl ganz spontan: „Eindeutig der Verkauf und der Kontakt zu unseren Kunden! Da habe ich schon so viele tolle Menschen kennengelernt und so schöne Erlebnisse gehabt. Dafür bin ich wirklich dankbar!“ So auch erst kürzlich, als sich die Winzerin im Zuge einer Weinlieferung auf Gerti Sengers Couch beim Kaffeeplausch wiederfand.

VON NULL AN:

Den Weinhandel hat sich Maria Graf-Faltl sukzessive selbst aufgebaut. „In die ersten Bouteillen wurde der Grüne Veltliner Kremser Sandgrube abgefüllt“, erinnert sie sich. Der große Bekanntenkreis war da sehr hilfreich und die guten Weine fanden bald über fleißige Mundpropaganda weitere neue Kunden. „Wir verkaufen eigentlich fast nur an Privatkunden und da darf ich mich wirklich über viele langjährige Stammkunden freuen. Da sind schon über die Jahre richtige Freundschaften entstanden, die bis Deutschland und in die Schweiz reichen.“ Mittlerweile vinifiziert die Weinbäuerin neben Grünem Veltliner und Chardonnay auch Riesling, Rivaner und den seltenen Malvasier sowie Blauen Zweigelt.

SELFMADE-WOMAN:

Die fröhliche Winzerin genießt es sichtlich, ihre eigene Chefin zu sein. Auch wenn das nicht immer ganz so einfach ist, denn von der Pflege des Weingartens über die Vinifikation bis zum Etikettieren der Flaschen und der Auslieferung ist sie für alle Arbeiten selbst zuständig. Wie gut, dass Ehemann Christian Graf als Lehrer seine Frau so tatkräftig unterstützen kann. Auch die beiden erwachsenen Töchter sind zur Stelle, wenn sie gebraucht werden, wenngleich zurzeit keine von ihnen eine Nachfolge am Weingut anpeilt.

Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Frauen die besseren Weinmacher sind. Doch da winkt die Winzerin gleich ab: „Jeder hat seinen eigenen Stil, ganz egal ob Mann oder Frau. Bei Weinverkostungen aber fällt mir schon auf, dass Frauen Weine oft anders erleben und beurteilen als Männer.“

Trotz der vielen Aufgaben, die Maria Graf-Faltl zu bewältigen hat, muss Zeit für die Familie bleiben. Bei Städtereisen und vor allem im Urlaub am Meer, der mitunter auch mit Weinreisen verbunden wird, schöpft die Powerfrau am Ende des Sommers neue Kraft für den bevorstehenden Kraftakt bei der Lese, die hier ausschließlich händisch erfolgt. Und hofft, wie jedes Jahr, dass ihre Reben von Hagel verschont bleiben und sie die Früchte der Arbeit des ganzen Jahres auch vollzählig und gesund in den Keller bringen kann.

Denn dann stehen die Chancen gut, dass die Winzerin ansprechende, fruchtige Weine mit Charakter in die Flaschen füllen kann. Und ein neuer Jahrgang wieder für schöne Begegnungen sorgt. So wie es die Winzerin eben am liebsten mag.

Aus der Wald4tlerin Sommer 2016

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