Serie TCM: Tuina

Chinesische Massage, manuelle Therapie der TCM – irgendwie wollte es uns nicht recht gelingen, eine Vorstellung von der fünften Säule der Traditionellen Chinesischen Medizin zu entwickeln, auf die  TCM-Kundige so große Stücke halten. Wir haben uns also für Sie in die Hände einer erfahrenen Tuina-Praktikerin begeben, um Ihnen persönliche Erfahrungen mit dieser Methode weiterzugeben.

Die Sitzung beginnt mit einem ausführlichen Fragenbogen rund um Krankheiten, Operationen, Allergien und persönlichen Gewohnheiten, sowie Fragen nach akuten Beschwerden und der Verdauung. Mittels Zungen- und Pulsdiagnose, die wir schon in allen bisherigen Bereichen der TCM kennengelernt haben, macht sich die Tuina-Praktikerin ein Bild vom Geschehen in unserem Inneren, bevor sie mich auf die Massageliege bittet.

„Der Unterschied zwischen Tuina und den westlichen Massageformen liegt vor allem darin, dass sich die TCM auch in der manuellen Therapie am Energiefluss in den Meridianen (Energieleitbahnen) orientiert und nicht primär an der Muskulatur. In der Tuina denkt man in ganz anderen Systemen in denen die Zufuhr von Energie ein wesentlicher Punkt ist”, bringt Professor Dr. Andrea Zauner-Dungl, Lei­te­rin des Zen­trums für TCM und Kom­ple­men­tär­me­di­zin an der Do­nau Uni Krems, den Unterschied auf den Punkt.

TUINA: SCHIEBEN UND DRÜCKEN
Die Bezeichnung Tuina setzt sich aus den beiden Haupttechniken – ›tui‹ für Schieben und Drücken, ›na‹ für Greifen und Ziehen – zusammen. Ich bin gespannt, wie genau sich das anfühlt, zumal ich im Vorfeld schon gewarnt wurde – „Tuina ist keine Wellnessbehandlung!”

Während die Therapeutin beginnt, meine Zehen zu massieren, vermittelt sie mir ihre ersten Erkenntnisse: Die Milz ist schwach und Nieren-Yin könnte auch mehr vorhanden sein. Noch kann ich damit nicht viel anfangen, doch bei der folgenden ›Massage‹ des Milz-Meridians an den Innenseiten der Beine, zeigt mir die schmerzhafte Behandlung, dass hier einiges im Argen liegt. Es erinnert mich an das Gefühl bei der Massage eines Akupressurpunktes im Akutfall – auch das ist wenig angenehm, dennoch sehr hilfreich. Damit der Druck durch die Finger nicht zu schmerzhaft wird, behandelt die Therapeutin die betreffenden Punkte mit einer erhitzten ›Zigarre‹ Beifußkraut.  Moxibustion – kurz Moxen – , wird diese Stimulierung der Akupunkturpunkte genannt.

Während sich das Schieben und Drücken, Zwicken und Quetschen über Bauch und Arme fortsetzt, gibt die Tuina-Therapeutin Tipps. Warme Fußbäder stärken die Milz ebenso wie das warme Getreidefrühstück. Und auf Milchprodukte in Verbindung mit Zucker und Früchten sollte ich zugunsten meiner Milz in Zukunft verzichten.

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Prof. Dr. Andrea Zauner-Dungl

MOXEN, SCHRÖPFEN & CO
Dr. Andrea Dungl-Zauner, die sowohl der westlichen als auch der östlichen Medizin zugetan ist, sieht in der TCM viele Vorteile. Vor allem das Gefühl für den eigenen Körper und die Eigenverantwortung für Gesundheit kann die östliche Lehre wieder in unsere Breiten (zurück) bringen. „Vor allem im HNO-Bereich und bei orthopädischen Beschwerden ist die Tuina eine hervorragende Therapieform”, so die Expertin, die selbst auch Tuina unterrichtet.

Moxen, Schröpfen und die chinesische Schabemethode Gua Sha sind unterstützende Maßnahmen, die bei Tuina-Anwendungen durchaus auch bei uns eingesetzt werden. „In der Tuina unterscheidet man im Prinzip zwei große Rchtungen. Einerseits werden verschiedene Akupunkturpunkte massiert, andererseits wird durch verschiedene Praktiken oft auch nur eher oberflächlich gearbeitet. Mit der klassischen Tuinia können sogar Gelenke mobilisiert werden, doch das  ist in Österreich  nur ÄrztInnen und PhysiotherapeutInnen vorbehalten”, so Professor Zauner-Dungl.

Im Chinesischen unterscheidert man sechs Haut- oder auch Energieschichten. Veränderungen, die in den ersten drei Hautschichten liegen, lassen sich laut Professor Dr. Zauner-Dungl mit Tuina sehr gut behandeln. Wenn man in tiefergehenden Schichten behandeln muss, setzt man auch Akupunktur und Heilkräuter ein. „Ein wichtiger Unterschied zur Praxis in China ist auch die Häufigkeit der Anwendung, denn dort werden PatientInnen im Akutfall und bei chronischen Beschwerden mitunter täglich behandelt. Das wäre natürlich auch bei uns ein Idealfall, der aber leider nicht immer machbar ist”, erzählt die Expertin.

Nach der Körpervorderseite kommt mein Rücken an die Reihe: Die Verspannungen, die ich im Schulter-Nacken-Bereich vom sitzenden Arbeiten abbekomme, offenbaren sich der Therapeutin auch als Blockaden. Hier kommen jetzt zusätzlich auch Schröpfgläser zum Einsatz. Stöhnend kann ich bestätigen: Entspannende Wellnessmasssage ist es wahrlich keine! Doch schon beim Aufstehen nach der Behandlung bemerke ich erste Erfolge: Ich sehe viel klarer und fühle mich zwar körperlich ein bisschen zerschlagen, aber durchaus fit. Am folgenden Tag wird eines der Ergebnisse der Tuina-Behandlung noch deutlicher: Mein Rücken, die Schultern und der Nacken sind spürbar lockerer und auch im Brustbereich fühle ich mich beweglicher. Ich habe das Gefühl, dass die Tuina-Behandlung meinem Körper sehr gut tut und – ich komme wieder!

Foto: dondoc, Fotolia.com | Aus der Wald4tlerin Winter 2012

 

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