GuGabriel: Rauf & runter

Rauf und runter wurden ihre Hits in den Charts schon gespielt, aber auch in ihrem Leben ging es oft auf- und abwärts. Jetzt startet Gudrun Liemberger alias GuGabriel mit ›What about us‹ gerade neu durch. Im September ist die Waldviertlerin in ihrer Heimatstadt Weitra wieder live zu erleben.

Oma Helene Jäger hatte mit einem Startkapital von sieben Schilling und 50 Groschen in den Nachkriegsjahren eine Korbflechterei aufgebaut. Kein leichtes Leben, aber die Parole der Jäger-Frauen war schon immer das Durchhalten. 1962 übersiedelte das mittlerweile erfolgreiche Unternehmen nach Weitra, von wo aus es mit seinen ganz besonderen Strohsternen weit über Österreichs Grenzen hinaus Bekanntheit erlangte. Mama Waltraud übernahm den Betrieb 1977 und auch Gudrun Liemberger arbeitete hier mit. Doch die Musik drängte sie mit 22 Jahren nach Wien, um an der Universität für Musik und darstellende Kunst Musical zu studieren.
 
Zwei Jahre später wuchs die familiäre Hoffnung auf ihren Einstieg als Nachfolgerin im Unternehmen neuerlich, doch Gudrun nützte hier jede Gelegenheit für Auftritte und als ihr klar wurde, dass sie von der Musik einfach nicht loskam, kehrte sie nach Wien zurück, um eine Ausbildung zur Film- und Theaterschauspielerin zu absolvieren und ihren eigenen musikalischen Weg zu gehen.

Unverhofft kommt oft

Reichlich Erfahrung sammelte sie in den folgenden Jahren in verschiedenen Bands, wo schließlich auch ihre eigenen Lieder performt wurden. Als sich gegen Ende der Dreißiger bei ihr zunehmend das Gefühl einschlich, in Österreich nicht wirklich weiterzukommen, beschloss sie mit vielen Eigenkompositionen im Gepäck nach London zu gehen, um ihre Karriere dort voranzutreiben. Kurz darauf lernte sie die Schlagzeugerin Cathi Priemer kennenlernte und die beiden entschlossen sich ganz zwanglos zu einem gemeinsamen Projekt. „Songs hatte ich damals schon viele, also probierten wir einfach aus, wie wir zusammenpassten“, erinnert sich Gudrun Liemberger an den Start einer fulminanten Entwicklung: SheSays ward geboren! Zeitgleich kam die überraschende Erkenntnis, dass Gudrun ein Baby erwartete. Doch ein Album wurde trotzdem fleißig produziert und das erste Konzert der Popband fand zwei Wochen vor der Geburt in einem Wiener Szenelokal statt.
 

Als SheSays 2005 den ö3-Soundcheck-Wettbewerb gewann, ging es steil bergauf, der gleichnamige Song landete rasch auf Platz eins der österreichischen Charts, die Single Rosegardens erreichte Platz 2 und 2006 wurde die Newcomerband mit dem Amadeus Austrian Music Award ausgezeichnet. Doch 2009 waren die internen Unstimmigkeiten untragbar geworden und es folgte das Aus der Erfolgsband.

Unsanfte Landung

Mit neuem Management wollte sie 2010 als GuGabriel (aus ihren Vornamen Gudrun und Gabriele) wieder durchstarten, doch die Zusammenarbeit mit dem damaligen Manager erwies sich mit der Zeit als mühsam und wenig Erfolg bringend. „Er hatte so seine Vorstellungen, die nicht immer mit meinen eigenen harmonierten. Alles zog sich furchtbar in die Länge und als endlich 2011 das Album fertig war, eine Tour mit der sechsköpfigen Band mit tollen Musikern und einem Superprogramm geplant war, war er nicht zufrieden und es folgte ein plötzliches Aus!“ 
 
2012 dann ein Jahr voller Schrecken, „da ist viel kaputtgegangen“: Die Trennung von Lebenspartner Vinzent und eine schwere Krankheit überschatteten diese Zeit für die Ausnahmekünstlerin mit der charismatisch-markanten Stimme, die fortan als Alleinerzieherin für Töchterchen Zoe zu sorgen hatte. Eine harte Zeit für die Waldviertlerin, die viel Trost bei der Familie fand. „Vermutlich ist schon damals der Grundstein für What about us gelegt worden, denn durch meine Krankheit befasste ich mich sehr intensiv mit gesunder Ernährung und Naturheilkunde, habe viele Kräutertees getrunken und diese schwere Zeit hat mir die Augen geöffnet für Themen, die essentiell sind“, erinnert sie sich zurück.

… kommt von irgendwo ein Lichtlein her

„Ich hatte zwei große Existenzkrisen in meinem Leben“, erzählt GuGabriel, „doch immer, wenn ich dachte, dass es jetzt nicht mehr weitergeht, war plötzlich wieder eine Chance da. So geschehen auch 2012, als Opel Österreich die Musikerin als Markenbotschafterin für den neuen Adam engagierte und einen Song mit ihr produzierte. „Ich hatte ja schon so viele Eigenkompositionen vorproduziert, also schickte ich Salvation aus meinem Album Animal einfach mal zum Reinhören an Opel“.  Und landete damit einen Volltreffer! 
 
Blitzartig entwickelte sich Salvation zu einem weiteren Hit, der die Charts rauf und runter gespielt wurde und GuGabriel wieder voll ins Spiel brachte. Die zweite Single Adam & Eve, eine Ode an die Liebe und den kleinen Opel-Spross, setzte die Erfolgsserie fort und brachte wieder eine Nominierung für den Amadeus Austria Music Award ein, diesmal in der Kategorie Rock/Pop.
 
Doch nichts währt ewig und 2014 endete die Opel-Kooperation. Kanäle nach Deutschland, die sich vielversprechend geöffnet hatten, floppten. Wieder waren es viele gutgemeinte Ratschläge, wieder das falsche Management. Und die Erkenntnis, dass auch die Musikbranche sehr verbandelt ist und es im kleinen Österreich halt nur mit den richtigen Kontakten wirklich gut funktioniert.
 
Als weiteren Meilenstein ihres großen Erfolgs wurde GuGabriel 2014 von der Europäischen Kommission der European Border Breakers Award (EBBA) verliehen. Ein Preis, für den jene Künstler nominiert werden, die das Potential haben, auch außerhalb ihres Heimatlandes erfolgreich zu sein. Auch ein Universal-Plattenvertrag winkte vor einiger Zeit, aber Gudrun Liemberger wählt mittlerweile mit großem Bedacht ihre Partner aus. Vielversprechend scheint zu Beginn ja Vieles, doch wenn man zu stark an einen großen Partner gebunden ist, kann das auch sehr schwierig werden.

Back to the roots

Nun lässt GuGabriel wieder mit neuem Song und neuem Projekt aufhorchen. Mit What about us will sie auf wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Saatgut-Freiheit, Genmanipulation und TTIP aufmerksam machen. Ein sehr berührendes Musikvideo dazu wurde im Schaugarten der Arche Noah in Schiltern und nahe Weitra gedreht.
 
Gemeinsam mit der Filmemacherin Alexandra Wedenig hat sie dazu auch die Plattform WHAT ABOUT US ins Leben gerufen, die sich mit einer lebenswerten Zukunft, dem Menschsein und der Umwelt befasst und laufend künstlerische Projekte in diesem Themenfeld umsetzen will (www.whataboutus.at).

Alles ist offen

Über ihren weiteren Weg will GuGabriel jetzt erst einmal in aller Ruhe nachdenken. Existenzkrise gibt es dank der Tantiemen, die die Künstlerin für ihre erfolgreichen Kompositionen erhält, zurzeit keine, dafür viel Raum für die eigenen Wünsche und Ziele. „Ich muss jetzt ganz ehrlich mit mir selbst sein und erforschen, was ich wirklich will. Wenn man weiß, was man will, kann man den Weg ganz fokussiert anvisieren und dann kann wieder alles ganz schnell gehen“, sieht Gudrun optimistisch in die Zukunft. „Soll ich doch ins Ausland gehen, soll ich dableiben, vielleicht sogar ins Waldviertel zurückkehren? Ich habe so viele Ideen, da kann man sich leicht verzetteln …“ Wohin auch immer es sie verschlägt, wir werden mit Sicherheit wieder von GuGabriel hören!
 
Aus der Wald4tlerin/Herbst 2016
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