Jimmy Barta: So schmeckt das Leben

Jimmy Barta kocht aus Leidenschaft und zugleich aus Liebe zur Region und den wertvollen Produkten, die sie hervorbringt. Es ist eine Liebe, die der Koch teilen möchte und dazu schlägt er einen Weg ein, der von Mut und dem Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung zeugt.

Den Spitznamen hat Jimmy von seinem Vater geerbt, das Talent zum Kochen verdankt er seiner Großmutter. Bereits als kleiner Junge verbrachte Jimmy Barta die Wochenenden im gut besuchten Gasthaus der Großeltern, räumte dort Teller ab und kostete sich durch die Speisekarte. Schon damals war sein Interesse an der Gastronomie groß und die Neugierde an Rezepten und Zutaten ungestillt. Der Wunsch, eines Tages selbst den Kochlöffel zu schwingen, schlummerte mit Gewissheit bereits damals in ihm und wurde einige Jahre später auch erfüllt: Im Alter von 27 Jahren, nach Abschluss seiner Ausbildung in der Gastronomie und als Berufsschullehrer, startete der junge Familienvater mit einem eigenen kleinen Cateringbetrieb.

Zu Beginn war er noch hauptberuflich als Lehrer tätig und kochte nebenbei in einer sporadisch eingerichteten Küche im hauseigenen Keller. Zu dieser Zeit läutete der Wecker meist mitten in der Nacht, denn in den frühen Morgenstunden mussten die ersten Speisen vorbereitet werden. Und so kam es nicht selten vor, dass die Kinder vom Duft des frischen Schweinebratens geweckt wurden. Mehrere Jahre gelang es Jimmy, seine beiden Berufe unter einen Hut zu bringen, wodurch er kontinuierlich einen Kundenstamm für sein Catering aufbauen konnte. Nach acht Jahren wurde diese Doppelbelastung aber doch zu groß und der Waldviertler verschrieb sich gänzlich seiner großen Leidenschaft. Die Türe zum Beruf als Lehrer ließ er allerdings noch einen Spalt offen, indem er sich im Jahr 2010 vorerst von der Schule karenzieren ließ. Zugleich aber setzte er einen klaren Schritt in Richtung Zukunft und änderte die Rechtsform des zumal kleinen Caterings in eine GmbH um. Ein Schritt, der sich bald bezahlt machen sollte.

Jimmy ergatterte wenig später einen großen Kunden und übernahm die Gemeinschaftsverpflegung in Horn. Von diesem Zeitpunkt an bereitete er gemeinsam mit seinem Team täglich rund 500 Portionen zu und versorgte damit die Kindergärten, Schulen und Pflegeeinrichtungen der Stadt. Wenig später folgte mit dem Vereinshaus Horn ein weiterer großer Auftraggeber, der parallel zur Gemeinschaftsverpflegung und den bisher bestehenden Kunden abgewickelt wurde. Insgesamt sechs Jahre lang war Jimmy damit beinahe rund um die Uhr im Einsatz und kochte, was das Zeug hielt. Und dann kam das Jahr 2016, in dem sich alles verändern sollte.

Mut zum Wandel

Der Verlust eines großen Kunden, der ständige Druck und die wenige Zeit, die für die Familie blieb, ließen den Unternehmer immer mehr an seiner Tätigkeit zweifeln. Es folgte eine Zeit der Neuorientierung und ein Überdenken der bestehenden Ausrichtung des Betriebs. Der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung wurde immer größer, und das Verlangen nach Freude und Erfüllung am Arbeitsplatz stieg ebenfalls. Schlussendlich waren es seine drei Kinder, die ihn mit dem Hollywood-Film „Kiss the cook“ auf den neuen Weg brachten.

Jimmy fand sich in der Hauptrolle des Films, einem Koch der in seiner Arbeit eingeschränkt ist und nach Freiheit strebt, deutlich wieder. Wie auch der Koch im Film, ließ sich Jimmy vom Street Food-Trend anstecken, beschäftigte sich umfassend damit und beobachtete dabei aufmerksam die Entwicklungen am deutschen und englischen Markt.

Und plötzlich war die Leidenschaft zum Kochen wieder voll entfacht und eine neue Idee war geboren: „Es gab zwei Möglichkeiten für mich – entweder, ich höre ganz auf, oder ich mache einen Schritt nach vorne. Ich habe mich für letzteres entschieden, nämlich für eine „rollende Küche“. Ich habe festgestellt, dass man etwas investieren und riskieren muss, nur so kommt man wirklich weiter.“

Mit dieser Entscheidung zur Neupositionierung des Betriebs fällt zugleich der Entschluss, die eigene Freiheit zukünftig in den Vordergrund zu stellen: „Man ist deutlich freier mit einem Food-Truck, als man es zum Beispiel mit einem Gasthaus ist. Ich habe den Spieß gewissermaßen umgedreht, so kommt man zu den Gästen und nicht die Gäste kommen zu einem. Und genau das wollte ich – ich wollte nicht mehr auf die Gäste warten, sondern dorthin kommen, wo sie sind.“ Gerade in der Gastronomie, so meint Jimmy, wird Flexibilität zukünftig immer stärker gefragt sein.

Mit der „rollenden Küche“ ist diese Flexibilität gegeben. Mittlerweile ist der Koch seit einigen Monaten mit seinem Food-Truck auf den Waldviertler Straßen unterwegs, doch der Weg von der Entscheidung bis hin zum gebrauchsfertigen Fahrzeug kostet Jimmy neben knapp 35.000 Euro noch eine große Portion Mut und Vertrauen …

jimmys-kuchl.at

erzählt von Rhea Temper, Fotos von Nisa Maier
Ausschnitt aus der Wald4tlerin Winter 2017
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