Johanna Leon: Devis Divan

Das Plaudern mit interessanten Frauen ist immer ein Erlebnis. Verwöhnt mit Mango-Lassi und Gewürztee auf ›Devis Divan‹ Platz zu nehmen, hat allerdings etwas Besonderes. Das liegt wohl daran, dass Johanna Leon das Wohlbefinden von Frauen besonders am Herzen liegt. Namaste!

Eigentlich war Johanna ganz schön busy in Wien, wo sie aufwuchs, lebte, Politikwissenschaft studierte und später auch arbeitete. Mal als Gastronomin, mal im Marketing und letztlich einige Jahre im Standortmarketing der Wiener Wirtschaftsagentur. Ihr Faible für die Kunst fand Raum in einer Ausbildung zur Kunsttherapeutin, für die sie ein Tanzseminar in Rastenberg besuchte. Wie so oft, mischte sich die Liebe ins Spiel. Und zwar gleich ganz ordentlich, in Gestalt des feschen Deutsch-Spaniers Miguel, der vegetarischer Koch im Seminarhaus war. „Es war Liebe auf den ersten Blick”, erinnert sie sich an die Anfänge, die nach einiger Zeit des Pendelns zwischen Wien und Waldviertel in der Übersiedlung nach Rastenberg mündeten.

Mit dem Umzug ins Waldviertel brach eine Zeit der Neuorientierung an. „Nur die Frau vom Koch zu sein war mir dann doch zu wenig. Schließlich habe ich immer viel und gerne gearbeitet und plötzlich waren da nur mehr diese wunderbare Natur und der Wald um mich herum.” Das junge Paar überlegte gemeinsam, wie es nun weitergehen soll und entschied sich spontan nach Spanien zu übersiedeln, um dort ein Seminarhaus zu übernehmen. Alles Hab und Gut wurde verkauft, Wohnungen wurden aufgelassen und sämtliche Vorbereitungen für eine Abreise getroffen. „In letzter Minute haben wir uns dann aber doch umentschieden und stattdessen ein altes Wohnmobil gekauft, mit dem wir ein Jahr lang durch Europa gereist sind”, schwärmt Johanna Leon von einer besonders schönen gemeinsamen Zeit.
Was seinen Platz finden soll, findet ihn und so kehrten die beiden zurück ins Waldviertel. Miguel übernahm wieder die Küche im Seminarhaus ›Die Lichtung‹, in Schloss Rosenau fanden die beiden ein neues Zuhause und die kunstsinnige Johanna startete im Kunstmuseum in Schrems, das damals unmittelbar vor der Eröffnung stand, als Mitarbeiterin für Marketing und Pressearbeit. Zeitgleich machte Söhnchen Paco erste Andeutungen von seiner baldigen Ankunft.

»Dabei war ich damals so eine richtige Stadtmadame.
Mit Theater, Kultur und City-Feeling eben. Meine
Freundinnen waren total perplex, als ich verkündete,
dass ich jetzt ins Waldviertel ziehe!

Yoga praktiziert Johanna Leon nun schon seit knapp fünfzehn Jahren. Bei einem Auslandssemester in Berlin kam sie in einem Frauenfitness-Center erstmals auf den Geschmack. „Ich war damals mit meiner Diplomprüfung so gestresst und merkte rasch, wie gut mir Yoga tut”, erklärt sie, blieb dabei und machte sogar Trainerausbildungen. „Die vielen verschiedenen Yoga-Varianten haben sich immer perfekt an mein Leben angepasst. Mal dynamisch, mal entspannend, perfekt zur Vorbereitung auf die Geburt und danach. Aber auch heute, in meinem Alltag mit Kleinkind, ist Yoga für mich einfach perfekt.”

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Die Zwettler TCM-Ärztin Sabine Fröhlich war es dann, die Johanna Leon ermunterte, einen Yogakurs im Waldviertel anzubieten. „Ich praktiziere in meinen Kursen eine weiche Art von Yoga, die es Anfängern und Fortgeschrittenen gleichermaßen möglich macht, je nach den eigenen Möglichkeiten mitzumachen.” Denn der sympathischen Yoga-Lehrerin geht es bei Yoga nicht um einen Wettbewerb, wer eine Übung besser oder länger kann, sondern darum, mit Hilfe der Asanas (Yogaübungen) mehr Geschmeidigkeit zu erlangen und – vor allem – den eigenen Körper wieder besser zu spüren. „Wir leben alle so sehr im Außen, da ist es einfach sehr wichtig für uns, uns selbst wieder spüren zu lernen, in unseren Körper hineinzuhören und uns richtig wahrzunehmen.” Besonders gerne arbeitet Johanna Leon deshalb mit Frauen, die durch diese Körperwahrnehmung, die spezielle Atmung und Entspannung wieder besser zu sich selbst finden. Gerne möchte sie vermitteln, dass Frauen ihren Körper als Tempel ansehen und ihn mit Wohlwollen und Liebe be(tr)achten.

Weibliche Spiritualität ist für Johanna Leon zu einem großen Thema geworden, dem sie sich seit 2009 intensiv widmet. Auf ihrer persönlichen Erkundungsreise erkannte sie, dass sich langes Stillsitzen und Meditieren, wie es oft empfohlen wird, nicht so gut mit ihrem Wesen vereinen ließ. „Job, Kind, Haushalt, Alltag – mir blieb überhaupt keine Zeit für solche Praktiken”, stieß sie damals an wohl sehr ähnliche Grenzen wie viele Frauen.

Besonders wichtig ist es ihr, dass Frauen wieder mehr zu ihrer Weichheit finden, die in der Dominanz des Alltäglichen, wo eben im Job eher männliche Attribute gefragt sind, immer mehr verloren geht. „Auch für Beziehungen ist es wertvoll, wenn Frauen auch ihre weiche Weiblichkeit (wieder) leben lernen. Sich helfen zu lassen, nicht alles selbst machen zu müssen – das führt nicht nur zur Ent-Spannung, sondern bringt auch viel in der Partnerschaft. So kann sich bei beiden Ausgleich und Harmonie einstellen. Männer atmen geradezu auf, wenn Frauen in ihrer weiblichen Kraft sind.”

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Ihre Erkenntnisse rund die weibliche Spiritualität wurden immer umfassender und führten über die Yogapraxis zu Ritualen im Jahreskreis, zu gesunder Ernährung und zu vielen alltäglichen Themen, sodass Johanna Leon bald das Bedürfnis bekam, ihre Gedanken dazu niederzuschreiben und mit anderen Frauen zu teilen. In ihrem Blog »Devis Divan« kann man diese nun seit rund zwei Jahren nach- und mitlesen. „Bei mir muss alles schnell gehen und praktisch sein”, spricht sie wohl vielen Frauen direkt aus dem Herzen. So gilt ihr Interesse weniger einem tollen Smoothies-Rezept, für dessen exklusive Zutaten sie womöglich extra nach Wien auf den Naschmarkt pilgern müsste, sondern eben genau jenen praktikablen Tipps, die mit ein paar Handgriffen ruck, zuck erledigt sind.

»Devis Divan« ist eine Hommage an die hinduistische Göttin Devi, die alle Göttinnen in sich vereint. Sie repräsentiert das große Spektrum der Göttinnen und somit auch aller Frauen. Divan – für das gemütliche Möbelstück – lädt zum Ausruhen und Entspannen ein. Vermitteln will Johanna Leon damit die Einzigartigkeit jeder Frau, die sich als eine wunderbare Verkörperung der Göttin verstehen soll. Perfekt, genau so, wie sie ist.

Mit »Devis Divan« möchte Johanna Leon Frauen einladen innezuhalten, sich eine verdiente Pause zu gönnen, zu entspannen und sich an der eigenen Pracht und der inneren wie auch äußeren Schönheit zu erfreuen. Hier gibt sie Anregungen für schnelle, gesunde Rezepte, wie man sich mit ein paar Atemübungen schnell entspannen kann, wie wir ›der Göttin in uns‹ Raum geben können, auch ohne dafür stundenlang das Meditationskissen zu bemühen. „Oft sind es nur ganz kleine Rituale, wie sich etwa zwischendurch liebevoll eine Tasse Tee zuzubereiten, eine gesunde Mahlzeit oder die Qualität der Jahreszeiten bewusster ins Leben zu integrieren, die dabei helfen, Yin und Yang im Gleichgewicht zu halten.” Aus eigener Erfahrung ist Johanna Leon überzeugt, dass selbst ehrgeizige, toughe Business-Ladies in ihrem Leben damit ein bedeutendes Plus an Lebensqualität gewinnen können.

Neben den regelmäßigen Yogakursen, denen heuer auch Tagesseminare folgen werden, schwebt Johanna Leon die Einrichtung einer Frauengruppe im Waldviertel vor, in der sich Frauen – wie dies etwa in den Tempelgruppen oder „Red Tents” mancher Kulturen üblich ist. Austausch und Gemeinschaft, ein zwangloses Miteinander, gegenseitige Stärkung und das Schöpfen von Frauenkraft sind die Ziele, die diese Gruppe erreichen will. „Viele Frauen signalisieren, dass sie gerne an einem geschützten Platz unter sich wären”, wird die Neo-Waldviertlerin in ihrer Idee oft bestärkt. Man darf also schon gespannt sein, wo Johanna Leon ihr Rotes Zelt aufbauen wird.

Aus der Wald4tlerin Frühling 2014 / Fotos: Wald4tlerin, Lilly Dippold
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