Vom Waldviertel nach New York

ERZÄHLT VON RHEA MÜLLNER | FOTOS: PAOLA CERMAK

Noch vor wenigen Jahren schmückten die Fotos von Stefanie Korherr die Seiten der Wald4tlerin, heute ist sie mit ihrer Kamera in  New York unterwegs. Seit zwei Jahren lebt die junge Fotografin gemeinsam mit ihrem Mann Jakob in Brooklyn.

 

Fährt man die Williamsburg-Bridge in Richtung Brooklyn entlang, fällt der Blick bald auf einen Backsteinbau auf der rechten Seite. Im 12. Stock des Gebäudes, auf etwa 50 Quadratmetern, leben Stefanie und Jakob Korherr. Die zwei Waldviertler sind vor zwei Jahren in die Stadt gekommen, um auf unbestimmte Zeit zu bleiben.

Ein E-Mail vom Tech-Giganten Google brachte damals den Stein ins Rollen. Noch hatte Jakob sein Studium an der TU Wien nicht abgeschlossen, da warb das Unternehmen bereits um ihn. Bescheiden und bodenständig, wie man es den Waldviertlern generell gern nachsagt, brüstet sich Jakob aber nicht mit seinem Können und Wissen: „Ich hab mich schon während der Uni im Rahmen von Open Source-Projekten engagiert und mich wohl ganz gut angestellt. Von Google gibt es da ein Programm, bei dem Studenten jeden Sommer dafür bezahlt werden, an solchen Projekten mitzuarbeiten und etwas beizutragen, um so einerseits Erfahrungen zu sammeln und andererseits, um Projekte mitzuentwickeln. Gleichzeitig ist es für Google eine gute Möglichkeit herauszufinden, wo es auf der Welt Menschen gibt, die gut ins Team passen könnten.“

Eine Vollzeitstelle lehnte der damals 21-Jährige im ersten Schritt ab, bewarb sich aber für ein Praktikum, um sein Studium abschließen zu können. Doch das Interesse des Internetriesen schwand nicht, und Jakob war sich dieser einmaligen Chance bewusst. So nahm alles seinen Lauf: Nach dem Studium wurden die Koffer gepackt – und zwar gleich für zwei. Denn kurz vor Studienende traf Jakob auf Stefanie, ebenfalls Waldviertlerin und wie er voller Fleiß und Mut. Nach kurzer Zeit schon waren die beiden unzertrennlich und als Jakob schließlich das Angebot erhielt, für Google im Ausland zu arbeiten, gab es keinen Zweifel, dass sie dieses Abenteuer gemeinsam bestreiten würden.

Gruezi Zürich

Die erste Station der Reise sollte aber nicht New York, sondern Zürich heißen. In der Schweizer Google-Zentrale machte sich Jakob als Software Engineer mit dem Projekt „Google Travel“ vertraut, während Stefanie eine ebenso große Herausforderung bevorstand. Schon mit 22 Jahren hatte sie sich in Österreich als Fotografin selbstständig gemacht, fotografierte vorrangig in Wien und im Waldviertel Hochzeiten und Events, schoss Fotostrecken für Reportagen und
portraitierte Neugeborene und deren Familien. Bereits nach kurzer Zeit hatte sie sich einen Namen gemacht. „Es war schon schwer, die Zelte im Waldviertel abzubrechen und in der Schweiz bei Null zu starten“, erinnert sich Stefanie. Die Ungewissheit, ob sie ihrem Beruf auch in der Schweiz nachgehen und an gewohnte Erfolge anknüpfen kann, beschreibt sie als die größte Angst, die sie im Zuge der Auswanderung zu spüren bekam. Auch Jakob teilte diese Sorge: „Meine größte Angst war, dass es Steffi nicht gefallen könnte.“ Doch ihre Befürchtungen blieben völlig unbegründet. Es dauerte nicht lange, bis Stefanie erneut Kunden vor der Linse hatte.

Doch kaum hatte sich Stefanie nun auch in Zürich als gut gebuchte Fotografin positioniert und feierte Jakob die ersten Erfolge bei Google, hieß es nach nur zwei Jahren erneut Koffer packen. Nun galt es wieder bei Null anzufangen – diesmal auf einem anderen Kontinent, zehn Flugstunden von Familie und Freunden entfernt.

New York, New York

„Von Österreich in die Schweiz zu gehen, war verhältnismäßig einfach. Wir waren in einem ähnlichen Land und konnten schnell auch mal nach Hause fahren. Außerdem hatten wir dort schon Freunde. Von Zürich nach New York war aber ganz anders, ungewisser und in vielerlei Hinsicht herausfordernder“, so Jakob.

Zu Beginn, erinnert er sich, habe es ihm in New York nicht besonders gefallen. „Es ist eine aufregende Stadt, wenn man als Tourist dort ist, dort zu leben ist aber etwas ganz anderes. Für uns wird hier Alltägliches oft zur Herausforderung – öffentliche Verkehrsmittel sind in New York beispielsweise völlig unzuverlässig, man muss viel Puffer einrechnen um von A nach B zu kommen.“  Doch trotz anfänglicher Herausforderungen – oder gerade deswegen – packte die beiden der Ehrgeiz. An aufgeben war nicht zu denken. Sie wollten sich selbst beweisen, dass sie auch diese Hürde meistern konnten.

Nach einigen Monaten kehrte endlich angenehmer Alltag ein: Jakob hatte sich gut im  Manhattaner Google-Office eingerichtet und Stefanie erhielt ihre Arbeitserlaubnis. Eine Online-Gruppe brachte die beiden mit anderen ausgewanderten Österreichern zusammen, Freundschaften entstanden und man fand Hilfe und Rat bei alltäglichen Kleinigkeiten, wie
der Suche nach gutem Brot, oder bei bürokratischen Herausforderungen. Stefanie fand erneut Anschluss an Menschen, die sie auf ihrem Weg unterstützen wollten. So folgten Schritt für Schritt auch Aufträge für ihr Unternehmen, das sie im Alter von nur 27 Jahren bereits zum dritten Mal völlig neu aus dem Boden stampfte …

Lesen Sie den ganzen Artikel in der Wald4tlerin, Ausgabe Winter 2019

 

 

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