Auf Entdeckungstour in Krems und Langenlois

Im südöstlichsten Teil des Waldviertels, wo das Klima milder als im Norden der Region ist, liegen Krems und Langenlois.

Zwei Städte in unmittelbarer Nähe, deren Gemeinsamkeit sich schon im ersten Blick auf die Landschaft zeigt: sanfte Weinhänge, die sich rund um beide Städte schmiegen. Auf den zweiten Blick entdeckt man weitere Gemeinsamkeiten, wie die Leidenschaft für Kunst, die Verbundenheit zur Natur und die Liebe zur Tradition. Zusammen sind sie eine perfekte Komposition aus Stadt & Land.

Erzählt von Rhea Temper
Foto: Nisa Maier

Krems – Der Tausendsassa

„Da ist der Markt am Pfarrplatz, wo ich gerne Gemüse und Fisch kaufe und die Pasta von Doris Wasserburger. Danach vielleicht ein Kaffee im „Woracziczky“ am Pfarrplatz, wo es übrigens auch schöne Bücher und feine Dinge gibt. Kaffee für zuhause nehme ich dann oft im „Kaffee Campus Krems“ mit, die rösten selber.“ Den Samstagvormittag verbringt Pamela Schmatz meistens in der Altstadt von Krems. Sie findet hier nicht nur alles, was sie braucht – sondern alles, was sie liebt an der Stadt, die sie wie ihre Westentasche kennt. Seit zweieinhalb Jahren ist die Bloggerin unermüdlich auf der Suche nach allem, was Seele hat. Online auf „Lust auf Krems“ und demnächst auch in ihrem Buch „Lust auf Niederösterreich“ finden sich ihre Geschichten über Essen, Trinken und Kultur.

So wie Pamela Schmatz lieben die Kremser und die Besucher die Stadt für die verwinkelten Gassen, die historische Altstadt und die netten Gaststätten. Laue Spätsommerabende laden zum Flanieren ein und wecken Erinnerungen an den letzten Urlaub. Als Ausgangspunkt für so einen Spaziergang bietet sich das Steiner Tor an. Von den im 15. Jahrhundert errichteten und 1756 barockisierten vier Wehrtoren ist es das einzig erhaltene, und dient heute als Wahrzeichen von Krems und Zugang zur Altstadt.

Nette Cafés und kleine Läden verleiten hier zum Bummeln, während historische Gebäude neugierig machen. So wie die Gozzoburg im ältesten Teil der Stadt Krems: Das mächtige Stadthaus zählt zu den bedeutendsten frühgotischen Gebäuden Österreichs, die ältesten Teile stammen aus der Zeit nach 1235. Ihren Namen verdankt die Gozzoburg seinem ursprünglichen Besitzer, dem angesehenen und wohlhabenden Stadtrichter Gozzo. Nachdem die Palastanlage mehrmals Besitzer und Funktion wechselte, wurde sie vor wenigen Jahren saniert und weiter erforscht. Zum Vorschein kamen dabei sensationelle Fresken aus dem 13. Jahrhundert, die zuvor hinter Dämmungen versteckt waren und nun Einblicke in die Kunst des Mittelalters schenken. Ab Herbst 2017 ist die FH Krems neuer Hausherr der Gozzoburg und wird Teile des Anwesens als neuen Standort nutzen. Die alten Mauern werden außerdem durch ein neues Restaurant wiederbelebt, das mit feiner Weinauswahl und gesunden Gerichten nicht nur Studenten ansprechen wird.

Foto: Nisa Maier

Im Strom der Geschichte

Es überrascht nicht, dass die Altstadt von Krems gemeinsam mit der Wachau vor knapp 20 Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Ausschlaggebend dafür waren bedeutende Kulturdenkmäler wie die Gozzoburg, die kleinstädtischen Ensembles und die vielfältige Landschaftsstruktur der Wachau, welche die Region zur Kulturlandschaft von universellem Wert machen, hieß es damals in der Erklärung der UNESCO.

Die Geschichte der Stadt selbst und damit die Entstehung ihrer Kultur reicht jedoch viel länger zurück. Im Jahr 995 wurde Krems erstmals urkundlich erwähnt, wenig später folgte 1072 die erste Nennung der Nachbarstadt Stein. Nachdem die beiden Städte im Jahr 1305 ein gemeinsames Stadtrecht erhielten, wuchsen sie im Laufe des 19. Jahrhunderts auch räumlich zusammen. Fortan entwickelte sich die Stadt prächtig: Ihre Lage als Knotenpunkt für den Handel an der Donau und ein Klima, das dem Weinbau besonders zuträglich ist, förderten ihre Entwicklung als Handelszentrum im südlichen Waldviertel. Dieser wirtschaftliche Stellenwert war nicht nur regional bekannt: Auf der Tabula Rogeriana des Geographen Al Idrisi – einer der bedeutendsten Weltkarten des Mittelalters – wird Krems zusammen mit anderen Donaustädten genannt. Idrisi, der die Karte für den sizilianischen König Roger II erstellte, sah Krems als einen bedeutenden Handelskontakt für seinen Auftraggeber. Der sich daraus ausbreitende Wohlstand begünstigte schon damals den Stellenwert von Bildung und lockte neben den traditionellen Handwerksbetrieben auch viele Künstler in die Stadt. Noch heute ist Krems reich an beiden.

Tradition in Gold & Bunt

„Irgendwo würde mein Geschäft nicht florieren, aber hier in Krems, da funktioniert das“, sagt Walter Kalteis. Als einen ›Schmelztiegel an Besonderheiten und Kreativität‹ bezeichnet der Goldschmied sein Geschäft und führt hier weiter, was vor langer Zeit begann: Ein familiengeführter Handwerksbetrieb in vierter Generation, wo noch heute Schmuckstücke von Hand gefertigt werden. Die Zeit reicht aber freilich nicht, um das gesamte Sortiment selbst herzustellen, zugekauft werden jedoch ausschließlich Stücke, hinten denen Walter Kalteis auch steht. Es sind oft Schätze weniger bekannter Künstler, die zusammen mit seinen eigenen Kreationen eine Linie ziehen. „Schmuck ist da, um das Innere nach außen sichtbar zu machen“, so Kalteis. In jedem der individuell angefertigten oder angebotenen Stücke findet sich ein Teil von ihm selbst wieder.

Auch Designerin Martina Wagensonner legt in ihrem Mode-atelier viel Wert auf Individualität. Nach 20 Jahren im Ausland und zahlreichen beruflichen Stationen in München, Mexiko, Spanien und London eröffnete sie 2011 in Stein ihr eigenes Atelier. „Ich wollte immer schon meinen eigenen Laden. London war zu teuer, Mexiko zu gefährlich. In Stein habe ich den perfekten Standort gefunden – die Leute legen hier Wert auf Qualität und tolle Schnitte.“ Das kleine Atelier der Niederösterreicherin wird jedes Jahr von Stammgästen aus ganz Europa besucht, die Maßanfertigungen und individuelle Stücke bestellen. Neben einem kleinen vorhandenen Repertoire im Atelier fertigt Martina Wagensonner neunzig Prozent aller Kleidungsstücke nach Auftrag. Gearbeitet wird dabei mit hochwertigen Materialien, Liebe zum Detail und viel Kreativität, die sie aus der Stadt und der Natur, ihrer Heimat, zieht.

Ein Zuhause zum Leben und Arbeiten hat auch der Künstler Peter Klitsch vor über vierzig Jahren in der Region gefunden. Nachdem Ausstellungen seiner Ölgemälde, Aquarelle und Collagen in Japan, Italien, Israel, Tschechien und Ungarn den Weg des 1934 in Wien geborenen Malers in die internationale Kunstszene ebneten, ließ er sich schließlich in Krems nieder – für ihn das ideale Pflaster. „Oft kommt es mir so vor, als hätte mich die Region gefunden und nicht umgekehrt“, schmunzelt er. „Die Menschen hier sind sympathisch und Kultur wird da noch richtig geschätzt.“

Dass der Stellenwert von Kunst in der Stadt ganz weit oben steht, macht auch die Kunstmeile Krems deutlich. Neben der Kunsthalle, dem Karikaturmuseum und dem Forum Frohner, ist sie seit Juli um einen weiteren Ausstellungsort reicher: Die Dominikanerkirche in der Kremser Altstadt zeigt aktuell eine ortsspezifische Installation des in Österreich lebenden französischen Künstlers Sébastien de Ganay. Und mit der Landesgalerie Niederösterreich ist bereits ein weiterer Standort in Planung – ab dem Sommer 2018 werden hier die Bestände der Landessammlungen Niederösterreich mit wichtigen Privatkollektionen verbunden. Mit ihren rund eineinhalb Kilometern ist die Kunstmeile buchstäblich zur Meile geworden und erstreckt sich von der Altstadt bis fast zur Donau.

Schiff Ahoi!

Doch nicht nur die Kremser Altstadt und die Kunstmeile sind voller Leben, auch entlang der Donau herrscht reges Treiben. Täglich kreuzen sich hier die Wege von Schiffen mit unterschiedlichsten Frachten, Güter aus ganz Niederösterreich werden von hier aus wie schon seit Jahrhunderten in die weite Welt transportiert. Neben den Frachtschiffen tummeln sich auch Personenschiffe wie die MS Austria auf der Donau.

Foto: Nisa Maier
Foto: Nisa Maier

Seit gut zwanzig Jahren bietet die Familie Brandner Schiffsausflüge in der Wachau an, im „Geschäft mit der Donau“ ist die Familie aber bereits eine halbe Ewigkeit: Seit mehr als 200 Jahren lebt sie mit und von der Arbeit auf dem Fluss. So war auch die Kindheit von Geschäftsführerin Barbara Brandner davon geprägt: „Es gab viele schöne Momente, wie das Ausfahren mit der Zille am frühen Morgen, das Mitfahren und das Steuern-Dürfen des Tankers oder Selbstfahrers – auf einem Stockerl stehend und danach trachtend, das Steuer gerade zu halten, um den wohlwollenden Blick des Vaters zu erhaschen.“

Die Erfolgsgeschichte der Familie begann zunächst mit der Holzbringung mittels Flößen bis nach Wien und Budapest, später kamen die Fracht- und Tankschiffe dazu und ab den 1970er-Jahren begann man, sich hauptsächlich mit dem Wasserbau zu beschäftigen. 1995 ging mit dem Schiffskauf der MS Austria der lang ersehnte Wunsch der Familie in Erfüllung, in die Personenschifffahrt einzusteigen.
Die heutigen Erfolge des Unternehmens sind dem guten Konzept zu verdanken: „Ich habe schon vor längerer Zeit die Sehnsucht der Menschen nach der kleinen Auszeit vom Alltag wahrgenommen. Das Zurücklassen des festen Terrains und Sich-Einschwingen-wollen auf die Leichtigkeit des Seins, gutes Essen und ein feines Gläschen Wein in gepflegtem Ambiente mit Blick auf die herrliche Wachau. So wurden sinnlich-kulinarische Kombi-Pakete entwickelt, die allesamt eine Wachaurundfahrt mit kulinarischen Köstlichkeiten beinhalten.“

Doch nicht nur auf dem Wasser, sondern auch an Land – direkt am Ufer der Donau – findet man kulinarisch Außergewöhnliches. Wo früher nur eine Holzhütte stand, befindet sich heute das beliebte Lokal Wellen.Spiel von Otto Raimitz. Hunderte Frühstücksteller verlassen hier täglich zwischen acht und elf Uhr die Küche. Darauf sind nicht nur regionale Schmankerl, wie Wachauer Marillenmarmelade oder heimischer Rauchschinken zu finden. Wer möchte, kann sich auch marinierten
Spaghetti-Gurkensalat mit roter Rübe und Räucherlachs-Tartar oder lauwarmes Apfelmus mit Gewürzen zum Frühstück servieren lassen. Inspirationen für die moderne Küchenausrichtung sammelt Otto Raimitz gemeinsam mit seinem Team auf der ganzen Welt.

Foto: Nisa Maier

Weinoase Langenlois

Zum Glück nicht auf einem anderen Kontinent, sondern in unmittelbarer Nähe zu Krems, liegt die größte Weinstadt Österreichs. Erstmals im Jahr 1081 urkundlich erwähnt, trug der Ort mit Liubes, Lewbs, Leubs und Langenleyss bereits zahlreiche Namen, bevor er schließlich zu Langenlois wurde. Von Beginn an bestand die Siedlung aus zwei Teilen: dem „Niederen Aigen“ mit den Vierzigerhäusern, Sitz der Kaufleute und Gewerbetreibenden und damit der Märkte, und dem „Oberen Aigen“, einer Weinhauersiedlung.

Bis 1430 hatte jedes Aigen seinen eigenen Richter, danach wurden die beiden Ortschaften zusammengelegt. Vielleicht wurde bereits damals die Basis für das gute Miteinander geschaffen, das heute in Langenlois vorherrschend ist: „Die Stadt, die Menschen, halten zusammen. Wir profitieren gegenseitig vom Wissens- und Erfahrungsaustausch. Bei uns wird gemeinsam verkostet und miteinander gearbeitet. Der Zusammenhalt ist aber nicht nur unter den Winzern spürbar, auch die anderen Gruppen arbeiten gut zusammen“, erzählt Wolfgang Schwarz, Geschäftsführer vom Ursin Haus.

Gemeint ist vor allem das Zusammenspiel von Tourismus, Kultur und Weinbau. Und das funktioniert in Langenlois tadellos: Der Kamptaler Wein, die schöne Gegend und die zahlreichen Kulturveranstaltungen locken jährlich rund 400.000 Tagesgäste an, 60.000 Übernachtungen konnte

die Stadt im Jahr 2016 verzeichnen. Dabei stehen den Besuchern rund 60 Gastronomie- und Hotelleriebetriebe zur Auswahl. Die einzelnen Fäden laufen bei Wolfgang Schwarz zusammen, der die örtliche Tourismusstelle und Gebietsvinothek seit mehr als 15 Jahren leitet. Als echter Langenloiser schätzt er besonders die Vielfältigkeit des Ortes: „Langenlois ist deshalb so besonders, weil es viele verschiedene Aspekte hat – wir haben hier internationale Weingüter, unsere wunderschönen Gärten und ein tolles Kulturangebot.“

Kultur & Natur:
Eine Symbiose

Diese Kostbarkeiten sind zum Teil der gesegneten Lage der Stadt zu verdanken, vor allem aber den Menschen, die voller Fleiß und ohne Neid am gemeinsamen Erfolg arbeiten. „Was uns auszeichnet? Wir werfen nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn etwas nicht auf Anhieb gelingt“, erklärt Künstler Wolfgang Kühn.

Er selbst kam im Alter von neun Jahren nach Langenlois, fühlt sich aber schon lange als „Kamptaler Urgestein“. Als Mitbegründer des Festivals „Literatur & Wein“ und mit dem Band-Projekt „Zur Wachauerin“ prägt er die heimische Kulturszene. Inspirieren lässt er sich in seinem sogenannten „Kampbüro“, dem Kampbad. „Hier verbringe ich viel Zeit, ich bin meistens am Vormittag da, wo es noch ruhig ist, fahre zu Mittag nach Hause und komme gegen 17 Uhr zurück. Ich kann jederzeit schwimmen und die Ruhe genießen.“ Zahlreich erschienene Bücher und CDs belegen die kreative Wirkung des „Kampbüros“. Die Verbundenheit zu Langenlois hat für den Künstler mehrere Gründe: „Die Hügel hier sind sanfter. Und ich glaube, so sind auch die Menschen. Es ist weniger eckig und kantig. Wir sind klimatisch gut gelegen und es gibt eine wunderbare Kulturszene. Das ist schon außergewöhnlich für eine so kleine Stadt.“

Wolfgang Kühn ist überzeugt, dass Kunst und Gastronomie voneinander profitieren können. In Langenlois findet man ein perfektes Zusammenspiel – kulturell, wie auch gastronomisch herrscht hier Vielfalt. So findet man neben gemütlichen Gaststätten und klassischen Heurigen im Zentrum der historischen Stadt das Haubenrestaurant Heurigenhof Bründlmayer.
Der im Jahr 1140 gegründete Renaissancehof ist seit jeher Ort für junge Talente der Gastronomie und vereint eine gehobene Küche und die erlesenen Weine des Weinguts Bründlmayer mit dem frischen Wind eines jungen Teams. Heute pachten und führen Victoria und Martin Schierhuber den Heurigenhof, der von Willi Bründlmayer als idealer Ort für die Präsentation seiner Weine und Sekte ausgewählt wurde. Hier werden die feinen Speisen passend zum Wein ausgewählt und nicht andersrum. Der junge Geist des Ehepaares ist aber nicht nur kulinarisch spürbar, auch optisch ist das Restaurant voller Highlights. Wer möchte, kann beispielsweise aus der Küche ein Jausenkörbchen abholen und direkt im fein gestalteten Weingarten picknicken.

Foto: Nisa Maier

Die Winzer

Dass der Wein in vielen Lokalen Mittelpunkt ist, verwundert nicht – schließlich hat er Langenlois berühmt gemacht. Verantwortlich für diesen Erfolg sind der Fleiß der heimischen Winzer und die perfekte Witterung, weiß Willi Bründlmayer: „Wir haben hier ein ideales, gottbegnadetes Klima. Es ist Treffpunkt zweier Regionen: Das Donautal mit seinen gemäßigten, angenehmen Temperaturen, das für warme Winde sorgt. Und gleichzeitig das Kamptal, das Waldviertel mit seiner kühlen Luft. Daraus entsteht Wein mit voller Reife, der zugleich Zitrusfrische im Hintergrund hat. Gerade beim Weißwein zählt die Frische, aber ebenso die Größe. Hier haben wir beides – Kraft und Leichtigkeit.“

Der heutige Betrieb Willi Bründlmayers, geht auf die Entscheidung seiner Eltern in der Nachkriegszeit zurück. „Unsere Vorfahren haben schon immer Wein gemacht, aber wie es damals so war, hat man von allem etwas gemacht. Es war schon ein richtiger Bauernhof, auf dem ich aufwuchs. Zur wirtschaftlichen Absicherung galt es als sinnvoll, unterschiedliche Produkte herzustellen.“ Als der Ort in der Nachkriegszeit zur russischen Besatzungszone wurde, waren die Perspektiven eher ungünstig. Und weil sein Vater schon immer davon träumte, ausschließlich feinen Wein herzustellen, und seine Mutter einmal im Leben Urlaub machen wollte, trennten sie sich von landwirtschaftlichem Grund und dem Vieh und wagten getreu dem Spruch „schlimmer kann es nicht werden“ einen Neuanfang.

„Nutztiere und leicht zu bewirtschaftende Grundstücke waren in der Nachkriegszeit sehr wertvoll, steinige Böden hingegen gar nicht gefragt. Terrassenweingärten waren damals verwahrlost oder nicht mehr bewirtschaftet, daher konnte sie mein Vater billig erwerben. Damals wurde die Struktur für den Betrieb, so wie er heute ist, geschaffen – sie geht also auf den damaligen Traum meiner Eltern zurück.“ Als Willi Bründlmayer im Jahr 1981 in den Betrieb einsteigt, führt er diese Philosophie fort: „Wir konzentrieren uns auf Qualität, eine gute Herkunft und feine traditionelle Handarbeit.“

So schwierig dieses Konzept in der Nachkriegszeit auch umzusetzen war, so fiel es in den 1980er Jahren auf weichen Boden. Mit dem Boom der neuen Wiener Küche stieg nicht nur das Interesse an feinem Essen, sondern auch am guten Glas Wein. Mitte der 1980er gelang Willi Bründlmayer der internationale Durchbruch, insbesondere dem Grüner Veltliner – Niederösterreichs Leitsorte – wurde dadurch Tür und Tor geöffnet. Heute wird der Wein Willi Bründlmayers auf der ganzen Welt getrunken.

Foto: Nisa Maier

Neben Willi Bründlmayer steht eine ganze Reihe berühmter Weingüter für den Ort Langenlois: Schloss Gobelsburg, Weingut Jurtschitsch oder Fred Loimer – um nur einige zu nennen. Auch im Familienweingut Jurtschitsch schufen die Vorfahren die Basis und Stärke für den heutigen Betrieb. Die Zukunft sehen Alwin und Stefanie Jurtschitsch in den Händen der jungen Winzer. So muss jede Generation von Weinbauern ihr Terroir aufs Neue entdecken und für sich persönlich interpretieren, ist Alwin Jurtschitsch überzeugt.

Den Stellenwert des Miteinanders im Ort bestätigt auch Fred Loimer: „Es ist der positive Wettbewerb und die Möglichkeit sich auf einem großen Weltmarkt zu präsentieren. Hier wird dann schnell klar, dass nur ein Miteinander zum Erfolg führen kann. Die Größe des Gebiets lässt aber ohnehin ausreichend Raum für jeden, der an einer Weiterentwicklung – der eigenen und der gemeinsamen – mitarbeiten möchte. Meine Generation heute hat auch so etwas wie eine gemeinsame Vergangenheit und die hat sich tief ins Gedächtnis eingegraben. Und wir haben daraus gelernt, dass wir gemeinsam erfolgreicher sein können.“

Gemeinsamkeit bestimmt auch die Beziehung zwischen Langenlois und Krems: Tradition und Moderne, Stadt und Land, sind in beiden Städten im Einklang. Und doch ist jeder Fleck, jeder Ort, etwas ganz Besonderes.

Wald4tlerin: Ausgabe 03/17
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