Monika Hartl: Kunst trifft Handwerk

Glasschmuck aus dem Waldviertel

Eine kleine Werkstatt in einer 50-Seelen-Gemeinde im südlichen Waldviertel. Hier geht es heiß her, denn bei 1.500° C werden da aus Glas in Stangenform wunderschöne Glasperlen geschmolzen. Murano war gestern …

Seit 2009 dreht Monika Hartl Glasperlen am Zweigasbrenner. Die Perlen verarbeitet sie mit 925er Silber und Edelsteinen zu Colliers, Ohrringen, Anhängern, Broschen sowie Rosenkränzen, Brieföffnern, Füllfedern, Schlüsselanhängern und vielem mehr. Besonders beliebt, weil auch sehr praktisch und speziell, ist das Wechselringsystem mit dem abschraubbarem Glasaufsatz, mit dem man seinen Ring ganz nach Lust und Laune und zur Garderobe passend, ganz leicht in ein „neues“ Schmuckstück verwandeln kann.

Von der Buchbinderlehre über den Büroinnendienst zur Medizinprodukteberaterin im Außendienst durchlief die Wahl-Waldviertlerin ihre berufliche Karriere, bis die Berufung rief und sie sich als Kunsthandwerkerin selbstständig machte. Nach zwölf Jahren Zahlen, Daten und Fakten als Medizinprodukteberaterin war der Wunsch nach Kreativität groß. „Ich begann in meiner Freizeit zu malen, mit Ton zu arbeiten, zu nähen und zu stricken. Irgendwann habe ich begonnen, Ketten zu fädeln. Dabei tauchte in mir die Frage auf, wie die wirklich schönen Perlen eigentlich gefertigt werden. Anfang 2008 besuchte ich einen Workshop für Glasperlendrehen. Ab dem Moment, als ich das erste Mal mit flüssigem Glas arbeitete, wußte ich, dass ich nur noch das machen möchte.“ Monika Hartl kaufte sich einen Brenner und einiges an Glas und übte – damals noch neben ihrer Anstellung – was das Zeug hielt. Denn bei aller Kreativität – es ist und bleibt die Glasperlenfertigung ein Handwerk, bei dem man erst durch ständiges Arbeiten die Perfektion der Technik erlangt.

Die meisten ihrer Kunden kommen aus Österreich und Deutschland. „Doch durch meinen Internetauftritt werden Menschen auf der ganzen Welt auf meine Stücke aufmerksam. Und so finden meine Arbeiten auch immer wieder Abnehmer in Ungarn, England, Schweden, ja sogar in Kanada, Mexiko, Australien, Japan und den USA.“

Unzählige Arbeitsschritte sind nötig, um so ein Schmuckstück entstehen zu lassen. Jede einzelne Perle wird an einem Zweigasbrenner in einer Flamme mit etwa 1.500° C gefertigt. Mehrere Glasschichten, die immer wieder miteinander verschmolzen werden, entstehen da, bei aufwändigeren Perlen können es gar zehn und mehr Schichten sein. Dabei kann man die Arbeit nicht unterbrechen, da das Glas dann zu schnell abkühlen würde, was zu Spannungen in der Perle führt, die sie zerbersten lassen. Danach landet die Perle im Temperofen, wo sie in rund zehn Stunden von 500° C auf Zimmertemperatur heruntergekühlt wird. Das macht sie so widerstandsfähig, dass sie auch nicht bricht, wenn sie mal zu Boden fällt. Erst danach wird die Perle vom Dorn gelöst, von den Trennmittelresten gesäubert und weiterverarbeitet.

Dabei versinkt die Kunsthandwerkerin in eine eigene Welt der Farben, Muster und der schier unbegrenzten Möglichkeiten. Immer neue Herausforderungen an Form oder Farbkomposition lassen sie da Zeit und Raum vergessen, wenn die kleinen Kunstwerke – von klassisch-konservativ bis bunt verspielt entstehen. Großen Wert legt die Künstlerin auf erstklassige Verarbeitung und hochwertige Rohstoffe, „da ich nicht bereit bin, meine eigene Arbeit durch minderwertige Materialien abzuwerten, und meine Kundinnen ausschließlich beste Qualität gewohnt sind und auch zu Recht erwarten.“
Ihren Schmuck verkauft die fröhliche Glaskünstlerin aus Pöbring auf Ausstellungen, Märkten und Homepartys. „Ich komme dafür mit meinen Schmuckstücken ins Haus, damit die Kunden in Ruhe auswählen oder auch Schmuckstücke ganz nach ihren Wünschen bestellen können. Rund 20 Prozent des Umsatzes erzielt Monika Hartl mit individuellen Bestellungen.

Wer da jetzt Lust bekommt, in dieses besondere Kunsthandwerk zu schnuppern, hat Glück, denn Monika Hartl gibt ihr Wissen auch in Workshops in ihrer Werkstatt weiter, wo sie die Teilnehmer mit den Grundlagen der Glasperlenmanufaktur vertraut macht.

Den Weg in die Selbständigkeit bereut die Künstlerin jedenfalls keine Minute. „Wenn ich noch einmal vor der Wahl stünde, würde ich es sofort wieder tun.“

erzählt von Lilly Dippold aus der Winterausgabe 2016

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